Wir haben nun knapp 2 Monate in Nepal verbracht und dieses Land lieben gelernt. Es gibt alles was man braucht – nette Menschen, leckeres und günstiges Essen, Kultur, Natur und Outdoor Aktivitäten in jeder Form.
Nach einer entspannten An- und Einreise, teilen wir uns ein Taxi mit einem Argentinier vom Flughafen und fahren zu unserer Unterkunft in Thamel.
Dies ist ein Stadtteil von Kathmandu und besonders bei den Touristen beliebt, da man dort alles bekommt was das Herz begehrt. Noch nicht ganz da, laufen wir auch schon mit dem Mitarbeiter der Unterkunft los und organisieren die Bustickets für die Weiterreise am nächsten Tag. Ihr habt richtig gehört – es geht für uns direkt weiter. Der 30te Geburtstag steht vor der Tür und wir haben besondere Pläne.
Beim Kauf des Bustickets bekommen wir noch das Angebot für eine Wanderung über den Manaslu Circuit Trek – wir haben eigentlich den Annapurna Circuit Trek für uns ins Auge gefasst. Da sich dieser Trek aber mit dem Annapurna Trek verbinden lässt und sich wirklich gut anhört, behalten wir diese Idee im Hinterkopf.
Am nächsten Morgen geht es dann zum Bus. Wir haben schon viel im Vorfeld gehört (und wenig Gutes) und sind daher positiv überrascht als wir dann im Bus sitzen und die Fahrt antreten. Da hatten wir schon deutlich schlimmere Fahrten. Es geht für uns heute, an unserem 30ten Geburtstag, Richtung Chitwan Nationalpark.
Nach 6h Busfahrt erreichen wir das kleine Dorf neben dem Nationalpark und machen uns ein wenig mit der Umgebung kundig. Wir treffen einen lokalen Guide, welcher uns nicht nur ein gutes Angebot für eine Wanderung in den nächsten Tagen durch den Nationalpark anbietet, sondern auch schon ein paar Krokodile und zwei, von Hand aufgezogene, Nashörner zeigt, die absolut keine Scheu vor uns haben. Wir sind also mehr als glücklich!
Später läuft noch ein wilder Nashornbulle durch das Dorf – mit diesem ist eher weniger zu spaßen, aber es ist schon ein surrealer Anblick und man merkt das (inzwischen) ein gutes Zusammenspiel zwischen Natur und Alltag an diesem Ort herrscht.
Für uns geht es dann am nächsten Morgen um 7 Uhr in den Nationalpark. Wir bekommen erstmal eine Einweisung, welches Tier wie angreift und tötet und was man tun kann – oder was halt auch nicht. Beruhigender Start, aber wir machen uns trotzdem frohen Mutes auf den Weg.
Wir sind jetzt 2 Tage von Morgens bis Abends im Nationalpark, geschlafen wird in kleinen Dörfern an der Nationalparkgrenze. Es geht durch Graslandschaften, welche teilweise vom Militär runtergebrannt werden, durch Wälder und entlang von Feuchtgebieten und quer durch Flüsse. Und wir bekommen einiges zu Gesicht. Neben hunderten Vögeln in jeder Größe und Farbpracht, sehen und/oder hören wir auch Nashörner (unser Highlight was die Mutter mit Baby), Krokodile, Elefanten (keine wilden, sondern welche die vom Militär genutzt werden), einen Bären und am Ende des letzten Tages sogar zwei Tiger. Diese befinden sich direkt neben uns im hohen Gras und wir erschrecken uns genauso wie die Beide. Daher erhaschen wir leider nur einen kurzen Blick auf einen der Beiden, als sie vor uns weglaufen. Aber trotzdem ein absolutes Highlight, da wir damit nicht gerechnet haben.
Wow! Was für ein Einstieg in unsere Reise durch Nepal!
Nach unserer Zeit in Chitwan geht es zurück nach Kathmandu. Wir haben uns für den Manaslu Trek entschieden und müssen vor Ort noch die letzten organisatorischen Dinge erledigen und ein paar Sachen einkaufen.
Dort angekommen werden wir vom Holi Festival überrascht. Noch nicht in der Unterkunft angekommen sind unsere Gesichter schon bunt und wir stürzen uns kurz darauf ins Getümmel.
Funfact: In Nepal darf keine Farbe geworfen werden, sondern es muss vorher gefragt werden ob man den jeweils anderen bunt färben darf. Dies liegt an der hohen Diversität der Religion und das niemandem die Feierlichkeit des anderen aufgezwungen werden kann. Hält man sich nicht daran, kann die Polizei gerufen werden.
Wir lassen uns bunt bemalen und ein bisschen durch die Stadt treiben.
Am nächsten Morgen geht es für uns erstmal zu unserem Organisator für den kommenden Trek. Für den Manaslu Trek braucht man drei Genehmigungen für die jeweiligen Gebiete und einen Guide, da es ziemlich nah an die Grenze zu Tibet geht.
Dort angekommen lernen wir sowohl unseren Guide Ram als auch unseren Mitwanderer Erik kennen. Anschließend machen wir uns auf die Suche nach dicken Pullis und einen leichten, warmen Schlafsack – und werden bei Beidem auch fündig.
Alles nun zusammen – Permits, Klamotten für den Trek und ausreichend Snacks – wird sich ans packen gesetzt. Wir nehmen nur das Nötigste mit auf den Trek, den Rest lassen wir nach Pokhara transportieren.
Mit gepackten Rucksäcken und viel Vorfreude, kann es dann auch schon los gehen. Wir fahren zu unserem Startpunkt und machen hierbei noch einen kleinen Stopp bei Rams Mama, die nicht nur unglaublich süß ist sondern uns auch gut bewirtet.
Knapp zwei Wochen sind wir nun auf dem Manaslu Trek unterwegs. Daher fassen wir den Trek hier nur „kurz“ zusammen.
Unsere Gruppe harmoniert fantastisch, sowohl auf zwischenmenschlicher Ebene als auch in Hinblick auf unser Fitnesslevel. Bereits am ersten Tag entscheiden wir uns die Strecke zu verlängern, um die gewonnene Zeit in den höheren Gefilden zur Akklimatisierung zu nutzen. Aus diesem Grund verbringen wir die erste Woche immer außerhalb der üblichen Dörfer und begegnen den anderen Wandergruppen nur auf dem Trek – wir sind nämlich der Trödeltrupp der immer spät startet.
Es geht zu Beginn über eine staubige Militärstraße, welche aktuell gebaut wird. Bald hört diese jedoch auf und wir teilen uns einen Pfad mit den Maulesel, welche hier den Haupttransport darstellen. Durch ein Tal, immer dem Fluss entlang und hin- und wieder auch auf langen Hängebrücken überquerend, geht es langsam bergauf. Dabei durchqueren wir immer wieder auch kleine Dörfer. Diese bestehen teils aus wackelige Wellblechhütten, die schnell nach dem Erdbeben 2015 zusammengezimmert wurden, teils aus wunderschön, oft bunt bemalten, Holzhäusern und je höher man kommt aus windschiefen Steinbauten. Schnell wird einem klar, hier ticken die Uhren noch ein bisschen anders und Annehmlichkeiten die für uns „normal“ sind, bedeuten hier oben teilweise enormen Luxus. Das fängt bereits bei Wasser oder einer Dusche an, den wenn es kalt wird frieren die Rohre auch mal zu.
Was uns auch auffällt, ist das es viele sehr körperliche Arbeiten gibt und die Wege und Brücken häufig ohne großen Hilfsmittel gebaut werden. Und dabei packt jeder an – es scheint hier keine genderspezifische Unterteilung der Arbeiten zu geben. Man sieht die Frauen genauso auf den Baustellen mit den Spitzhacken ackern, wie Männer die Bewirtung der Gäste übernehmen und kochen.
Je höher wir kommen um so schöner wird auch die Aussicht und bald erhaschen wir auch schon die ersten Blicke auf die weißen Berge des Himalayas und einige Gletscher. Was uns überrascht ist die Vegetation die wir durchqueren. Während weiter unten alles recht kahl und trocken ist, wird es oben immer grüner. Wir durchqueren Bambus- und Rhododendron- und später große, moosbewachsenen Nadelwälder. Auch die Kultur ändert sich sichtbar. Weiter oben ist der Einfluss der tibetischen Flüchtlinge deutlich stärker zu spüren. Es gibt andere Trachten und überall buddhistischen Symbole wie Gebetsfahnen und kleine Stupas und Tempel.
Schnell wird es auch deutlich kälter und so kuscheln wir uns am Abend um das Feuer, welches die einzige Wärmequelle im ganzen Haus darstellt, und unterhalten uns mit den anderen Reisenden.
Ab knapp 2500 hM haben wir unser Tempo wieder der Allgemeinheit angepasst und nutzen die freie Zeit am Nachmittag für kleine Touren die uns höher führen – wie zum Beispiel zu Klöstern oder Seen. Dies dient alles zur Akklimatisierung an die Höhe und mit Ram haben wir einen Guide der auf diesen Punkt wirklich sehr achtet.
Bald darauf erwischt uns auch schon der erste Schnee. Da wir aber eh einen Akklimatisierungstag eingeplant haben und das Wetter die Tour zulässt, geht es durch fantastischen Neuschnee zu einem Kloster auf einer Anhöhe.
Dieser Weg ist einfach traumhaft. Endlose weiße Landschaft, Yakherden die sich den Weg bahnen und 360Grad Blick auf die schönsten Berge und das bei traumhaften Wetter und Sonnenschein. Wir hatten schon am Morgen den Sonnenaufgang beobachtet, aber diese Aussicht toppt den Morgen sogar noch einmal. Daher ist es nicht verwunderlich das wir als Erstes ankommen und als Letztes gehen, um jede Minute in diesem Paradies zu genießen.
Und dann nähern wir uns auch schon dem Pass. Die Wettervorhersagen sind eher schlecht und es ist noch nicht ganz klar, ob wir den Pass überqueren können. Wir machen trotzdem wie geplant weiter und steigen nur langsam höher und nutzen den Nachmittag für eine Tour Richtung tibetische Grenze.
Am Passtag geht es morgens um 4 Uhr aus den Betten. Es herrschen Minusgrade und es schneit ziemlich. Mit knapp 2h Verspätung wird dann doch beschlossen, dass wir die Überquerung versuchen. Es heißt nun als auf über 5000m Höhe durch Schnee stampfen. Schon ein bisschen anstrengend, aber am Anfang klappt noch alles gut.
Doch dann wendet sich das Blatt. Erik wird schlagartig richtig Höhenkrank und muss schnellstmöglich über den Pass und runter. Nur Dank Ram, welcher seinen Rucksack zusätzlich zu seinem eigenen trägt und ihn immer wieder weitertreibt schafft er es heile wieder vom Berg. Wir können das Tempo auf Dauer nicht mithalten und bleiben zurück.
Am Anfang ist noch alles gut, sind ja zu zweit. Als dann aber der Schneesturm beginnt, der Weg nicht mehr erkennbar ist, der Schnee hüfttief und der Abstieg arschglatt wird, sind wir nicht mehr ganz so entspannt. Wir wissen nicht wie weit es noch ist und sehen keinen anderen Menschen, aber da müssen wir nun einfach durch. Wir schaffen es heile hinab und Ram ist auch mehr als glücklich und erleichtert uns zu sehen. Erik geht es zum Glück weiter unten auch schon wieder besser, aber diese Erfahrung lehrt uns mal wieder Demut vor den Bergen.
Wir jeden Abend gibt es dann Dal Bhat und wir verschwinden müde in unseren Betten. Später hören wir von einigen der anderen Wandergruppen das diese auch enorme Schwierigkeiten hatten.
Am nächsten Morgen ist es so kalt, dass sogar unsere Wanderschuhe gefrorenen sind. Wir machen uns an den langen Abstieg und genießen die wechselnde traumhafte Natur und die Sonne die uns langsam wieder auftaut. Am Ziel angekommen erwartet uns sogar eine warme Dusche!
Für uns heißt es nun die Entscheidung treffen ob es für uns den Annapurna Circuit weitergeht oder wir mit nach Pokhara zurückkehren. In den Gesprächen mit den Guides stellt sich aber schnell heraus, dass die nächsten Tage weiter Schnee und Kälte angesagt ist und unsere Tour dadurch ordentlich negativ beeinflusst werden kann. Diese Aussage und die Erfahrungen der ersten Passüberquerung lassen uns dann zum Entschluss kommen, dass wir den Jeep nach Pokhara nehmen. Ehrlich gesagt freuen wir uns auch auf Wärme.
Unser Fazit nach den knapp zwei Wochen wandern ist ein für uns Unerwartetes. Wir haben die Tour in jedem Hinblick genossen – es war physisch deutlich besser zu machen als wir gedacht hätten. Auch der schwere Rucksack war nur die ersten Tage spürbar und dann hatte der Körper sich daran gewöhnt. Trotz Krankheiten (Erkältung und nicht vertragen des tibetischen Tees) haben wir gut durchgehalten und es nicht als zu anstrengend empfunden. Wir würden die Tour sofort wieder machen – denn wir haben in dieser Zeit viel über das Land, die Kultur, die Menschen aber auch uns gelernt.
In Pokhara angekommen genießen wir erstmal ein paar Tage die Annehmlichkeiten der Stadt. Lecker essen, bisschen treiben lassen und die Ruhe unserer Unterkunft genießen.
Dann geht es für uns aber auch schon wieder los. Wir wollen, vor der neuen Regelung im April (nach der ein Guide auf jedem Trek Pflicht ist) die nächste Wanderung starten. Wir besorgen uns unsere Genehmigungen und machen uns auf zum Poon Hill Trek. Hier geht es erstmal unzählige Stufen bergauf, durch wirklich schöne Dörfer und traumhaft blühende Rhododendronwälder.
Am Poon Hill angekommen erwischt uns aber leider eine Lebensmittelvergiftung. Dementsprechend machen wir 2 Tage Pause. Maike geht es bald schon wieder gut, ich merke aber auf unserer letzten Etappe das ich absolut noch nicht wieder fit bin. Sogar den fantastischen Blick auf das Annapurna Massiv, kann ich nur bedingt genießen. Und es geht überwiegend bergab… Wir entschließen uns also schweren Herzens nicht den Mardi Himal Trek an die Tour dranzuhängen, wie es ursprünglich geplant war, sondern zurück nach Pokhara zu fahren.
Dort angekommen erholen wir uns mal richtig und machen Urlaub vom Reisen. Über 2 Wochen bleiben wir in unserer schönen kleinen Unterkunft, treffen ein paar Leute, machen nur kleine Ausflüge in die Umgebung und essen richtig gut!
Anschließend geht es für uns zurück nach Kathmandu. Wenn wir ehrlich sind, haben wir innerlich schon mit Asien abgeschlossen und freuen uns auch schon auf zu Hause. Trotzdem haben wir noch fast 2 Wochen vor uns.
Wir schauen uns also die Königsstädte rund um Kathmandu an und feiern das nepalesische Neujahr in Bhaktapur, was wirklich interessant war. Dort wird eine Art „Maibaum“ aufgestellt und zwei Wagen, repräsentierend für Shiva und seine Frau, durch die Gassen gezogen. All das wird mit Musik begleitet, bedeutet hohe körperliche Arbeit und ist auch nicht ganz ungefährlich – aber wirklich spannenden zu beobachten.
Sowohl Bhaktapur, wie auch Lalitpur haben wundervolle alte Gebäude die wir bewundern können und in Lalitpur gibt es zudem noch ein wirklich interessantes Museum.
In Kathmandu treffen wir noch zwei Bekannte, und erkunden einige Sehenswürdigkeiten zusammen. Die restlichen Tage erledigen wir organisatorische Sachen und machen einfach mal nix.
Nepal hat uns also wirklich gut gefallen und bietet deutlich mehr Abwechslung, als wir es im Vorfeld erwartet haben. Was wir aber nicht vermissen werden ist der Smog und der Staub der über den Städten schwebt und sich in die Lungen setzt. Genauso wenig das expressive Ausleben von Körpergeräuschen – hier wird beispielsweise durch die Gegend gerotzt in einer Lautstärke und in jedem Setting das macht jedem Lama Konkurrenz.
Morgen geht dann unser Flieger in die Heimat, wo wir rund 2 Wochen bleiben bevor es für uns auf den nächsten Kontinent geht. Es war eine tolle Zeit in Asien, aber wir sind jetzt auch bereit für was Neues!
Chitwan Nationalpark
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