Die Fahrt und der Grenzübergang nach Vietnam war zwar langwierig, aber problemlos. Unsere Pässe wurden eingesammelt abgegeben und am Ende einfach wieder verteilt, so dass wir nun unsere 2 Wochen visumfreien Aufenthalt in Vietnam nutzen können (wir haben uns, aus zeitlichen und organisatorischen Gründen, gegen ein Visum und damit längere Aufenthalt entschieden).
In Hue ausgesetzt, laufen wir noch knapp 40 Min Richtung Hostel. Dort machen wir uns erstmal schlau wo wir überhaupt gelandet sind und was es zu tun gibt. Bevor wir einfach mal drauf los laufen und an der Walking Street landen. Dort gibt es dann auch ein leckeres veganes Restaurant.
Am nächsten Morgen besuchen wir die Hauptsehenswürdigkeit Hues. Die alte Zitadelle und die Verbotene Stadt in ihrem Inneren. Dort erwarteten uns schöne alte Gemäuer und liebevoll angelegte Gärten und jede Menge ruhige Ecken. Wir lassen uns treiben und freuen uns zu sehen, dass die Eintrittsgelder scheinbar sinnvoll genutzt werden, denn überall sind sie fleißig am restaurieren. Am Nachmittag schlendern wir dann durch die Stadtteile und sehen immer wieder alte Gebäude, die in den neueren integriert sind. Zum Essen gibt es heute auch wieder traditionelles (wenn auch in vegetarisch/vegan) Essen – den Hue Panecake und eine Phô. Sehr lecker!
Dann geht es auch schon in die nächste Stadt. Wir haben uns für eine Bustour entschieden, bei der noch einige Sehenswürdigkeiten auf dem Weg angefahren werden. Das erste Ziel ist die Thành Toan Brücke. Diese alte Holzbrücke stammt aus dem 18 Jahrhundert und ist wirklich kunstvoll anzusehen. Neben der Brücke findet sich noch ein lokaler Markt, welcher am Morgen voll im Gange war.
Die chinesischen Schriftzeichen an der Brücke, wie auch an vielen anderen Bauwerken aus der Zeit der chinesischen Besatzung stammen. Der Drache symbolisiert Macht und damit die Herrschaft der damaligen Dynastie. Allgemein ist Vietnam ein Land in dem viel Blut floss und welches hart umkämpft war. 10 Jahrhunderte stand es unter chinesischer Herrschaft, ein Einfluss der sich noch in vielen Dingen wiedererkennen lässt. Später kolonalisierren die Franzosen Vietnam, hierbei brachten sie ihnen auch das backen von Baguette bei – so dass es immer noch in guter Qualität an jeder Ecke zu finden ist.
Im zweiten Weltkrieg besetzte dann Japan die Region. 1954 wurde, nach Niederlage der Franzosen im Versuch ihre Kolonialherrschaft wiederherzustellen, das Land in Südvietnam und Nordvietnam unterteilt. Was 1964 bis 1973 dann zum nächsten Blutvergießen führte – der Vietnamkrieg mit den USA als einer der Hauptbeteiligten.
Erst 1976 wurde Vietnam dann unter kommunistischer Führung wiedervereint. Wie unser Guide deutlich machte, hinterlassen all diese Zeiten und Einflüsse Spuren im Land.
Die Sprache „Vietnamesisch“ entwickelte sich beispielsweise durch den Einfluss der Franzosen und dem Gebrauch der lateinischen Schriftzeichen. Diese Schriftzeichen wurden nun verwendet, aber gleichzeitig die chinesische Aussprache genutzt. Über die Zeit ergab sich darauf eine neue, eigene Sprache. Ganz schön spannend!
Unser nächster Stopp ist an einer Lagune. Schon beim vorbeifahren erkennt man unzählige Pfähle im flachen Wasser sowie kleine Plattformen. Hier ist viel Fischerei am Werk. Die Fischer kommen mit kleinen Booten, oder teilweise auch großen Bambuskörben zu ihren Plattformen. Man konnte beobachten wie einige fleißig Muscheln sortierten. Teils wurden sie an alten Reifen gezüchtet und dann am Strand geerntet. In den Restaurants werden die Austern (genauso wie Krabben und Fische) dann angeboten, wenn wir das Wasser sehen, vergeht uns aber eher der Appetit.
Mit Ausblick auf die Lăng Cô Bucht geht es die Serpentinenstraße hoch auf den Wolkenpass. Der Gipfel liegt bei 500m über Meeresspiegel und der Pass macht seinem Namen bei unserem Besuch alle Ehre, daher ist dieser Stopp eher kurz und wir fahren weiter nach Da Nang, wo man eine besondere Felsformation, Ngũ Hành Sơn (The Marble Mountains), findet.
Dies bedeutet übersetzt „Die Fünf Elemente“ und die Felsformation besteht aus 5 Marmor- und Sandsteinbergen. Diese wurden somit nach den 5 Elementen Kim (Metall), Thuy (Wasser), Moc (Wald), Hoa (Feuer) und Tho (Erde) benannt. Die natürliche Höhlen der Felsen wurden über die Zeit zu Anbetungsorten und sind inzwischen mit Buddha Figuren, Pagoden und Tunneln ausgestattet. Der ganze Ort ist faszinierend anzusehen.
Mit dem Bus fahren wir fast bis zur Haustür und am Hotel angekommen werden wir herzlich empfangen. Dies liegt ruhig, aber zentral mitten in der Altstadt und nur einen Katzensprung vom Nachtmarkt entfernt. Diesen, sowie die Altstadt, erkunden wir am Abend und am nächsten Tag noch etwas ausgiebiger. Wir schlendern durch die kleinen Gassen, stöbern durch die verschiedensten Läden die teils wirklich gute Handwerkskunst anbieten.
Besonders bekannt ist Hoi An, als Seidenstadt, für seine Schneidereien und dem Fluss, wo sich am Abend langsam die Boote mit den Laternen bereit machen. Den mit Einbruch der Dunkelheit geht in Hoi An dann in ein Lichtermeer auf und ist fast noch schöner anzusehen (allerdings auch entsprechend voll).
Der Verkehr in Vietnam ist übrigens der stressigste den wir bisher kennengelernt haben. Die Vietnames:innen kennen nur die Hupe, aber keine Bremse oder Rücksichtsnahme. Alleine als Fußgänger hast du jeden Tag mehrere Nahtoderfahrungen, weil sie überall hingucken nur nicht nach vorne und/oder einfach durchziehen, ohne Rücksicht auf Verluste. Wie ein Guide später sagt: „Don’t drive, never die!“ und auch ein weiterer musste zugeben, dass viele Vietnamesen vielleicht doch keine guten Fahrer sind, nachdem wir an einem Unfall nach dem nächsten vorbei kamen.
Dementsprechend entscheiden wir uns am nächsten Tag wieder für eine Bustour. Es geht zum Weltkulturerbe My Son, vorbei an grünen Reisfeldern und kleinen Dörfern.
My Son ist eine alte Tempelanlage der Cham-Kultur. Diese entstand im 2. Oder 3. Jahrhundert und ist stark durch indische Einflüsse und damit auch dem Hinduismus geprägt. My Son ist vorallem dem Gott Shiva (oder bei den Cham „Bhadreshvara“) gewidmet und wurde zwischen dem 4. Und 14. Jahrhundert errichtet. Diese Tempelanlage war damals nur für die Könige des Cham – Reichs zugänglich, welche im Laufe der Zeit über 70 Tempel dort errichteten, sowie Gräber und weitere spirutelle Gebäude zum Beispiel zum meditierten.
Über die Zeit fiel My Son in Vergessenheit und überwucherten und war dem Verfall preisgegeben. Während der französischen Besatzung wurden die Anlage am Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt, untersucht, restauriert und wiederhergestellt. Hierbei landeten aber auch wieder viele Skulpturen bzw. ihre Köpfe in Europa.
Doch ein Großteil dieses riesigen Areals wurde innerhalb einer Woche von den USA im Vietnamkrieg zerbombt, da sich dort vietnamesische Widerstandskämpfer versteckt haben sollen. Hierbei wurden von den rund 70 gefundenen Tempeln 50 schwer beschädigt oder gar komplett zerstört. Man erkennt im zugänglichen, und teils schon restaurierten Teil, immer noch überall die Bombenkrater.
Seit 1999 gehört My Son zum UNESCO Weltkulturerbe und mit Unterstützung vieler Länder schreiten die Restaurierungsarbeiten und das Zugänglich machen der Tempel gut voran. Hierbei bereitet neben dem Wald und den giftigen Schlangen, auch noch Landminen Probleme.
„My Son“ heißt „Heiliger Berg“ und bezieht sich auf den anliegenden Berg. Aus diesem und seiner Quelle bezogen die Gläubigen das heilige Wasser, welches in den Tempeln für Rituale genutzt wurde.
Die Tempel wurden mit einer, noch immer nicht bekannten Technik, fugenlos aus gebrannten Ziegelsteinen errichtet. Die Säulen und Fassaden sind detailliert verziert und auch dieses Verfahren der Eingravierung ist bis heute ungeklärt. Ein weiteres Merkmal ist das die Ziegelstein kein/kaum Moos ansetzen, was sie, neben der Bauweise, von den frisch und bestmöglich restaurierten und wieder aufgebauten Gebäuden unterscheidet.
Alles in allen also eine wirklich spannende Sache und es war sehr interessant dort durchzugehen. Auch die inkludierte Aufführung mit traditionellen Tänzen und Musik war nochmal was ganz Anderes.
Auf dem Rückweg hielten wir noch an einem kleinen Häuschen, wo uns gezeigt wurde wie Reispapier hergestellt wird und dann wechselten wir in eine Boot.
In der Unterkunft angekommen machten wir erstmal ein Päuschen begleitet von den Gesängen und Trommeln des „Pop-Up Tempels“, wie wir ihn nennen, der heute direkt vor unserer Haustüre auftauchte. Vielleicht hängt dies mit dem chinesischen Laternenfest zusammen, was heute gefeiert wird und das Ende der Neujahrsfeierlichkeiten darstellt. Bei unserem abendlichen Rundgang durch die Altstadt konnten wir aber nichts dazu entdecken, scheint also nicht allzu groß hier gefeiert werden.
Am nächsten Tag geht es, nach einem weiteren entspannten Vormittag in Hoi An, mit dem Schlafbus nach Da Lat. Dieser besteht, im Gegensatz zu dem in Laos, aus „Schlafsitzen“ und zwei Etagen. Stauraum findet sich nicht viel, daher wurde nur das Nötigeste mit in die Buskabine genommen, der Rest findet im Gepäckfach Platz.
Wir schlafen ganz gut, werde dann aber als wir die Berge und somit auch Serpentinenstraße erreichen, fast aus dem Sitz gekullert. Ich hab den Platz oben in der Mitte des Busses, also auf beiden Seiten Abgrund, ab da ist dann eher dösen angesagt. 😂
Angekommen in Da Lat folgen wir dem Fluss hinter unserer Unterkunft und erkunden die Stadt, die auf Grund der wohltemperierten Lage in den Bergen ein französisches Feriendomizil war. Die Kanäle mit dem Fluss sind mit Blumentöpfen geschmückt und der Verkehr in den kleinen Gassen auch verhältnismäßig ruhig, dies ändert sich aber als wir auf die große Straße kommen. Immer wieder sehen wir Häuser die durch die Kolonialzeit geprägt sind, unteranderem auch eine Kathedrale und am See kommen wir uns fast ein bisschen europäisch vor. Es wachsen Pinienbäume, auf dem See sind Schwanen-Tretboote und wir genießen den kühlen Wind.
Nach 2 entspannten Tagen in der Bergregionen geht es wieder in die heiße Stadt. Nächstes, und letztes Ziel in Vietnam, ist Saigon oder mit neuem Namen Ho Chi Minh.
Die Stadt ist riesig und dementsprechend wuselig. Wir erlaufen uns am ersten und zweiten Nachmittag die Sehenswürdigkeiten wie den Markt, dem Palast an dem die Wiedervereinigung verkündet wurde, die Kathedrale, ein altes Post-Offices (wo wir mit Englisch lernende Studenten Englisch üben – ob wir da die besten Ansprechpartner sind, sei mal dahingestellt), einer Bücherstraße, der Oper und unser Highlight das alte Rathaus und nun Sitz des kommunistischen Volkskomitees, umgeben von Luxusmarken wie beispielsweise Chanel. Sehr passend. 😉
Am Vormittag nutzen wir eine weitere Tour um die Cu Chi Tunnel, ein Tunnelsystem in der sich Guerilla-Kämpfer im Vietnam-Krieg von 1960 bis 1975 versteckt hielten, zu besuchen.
Die ersten Tunnel stammen noch aus der Zeit des Krieges gegen Frankreich als Kolonialmacht und entstanden somit bereits 1948. Als die USA in der Nähe von Cu Chi ihr Hauptquartier errichteten wussten sie nicht, dass der Feind unter ihren Füßen lauerte – denn auch hier gab es einzelne Tunnel.
Die Tunnelsysteme wurden strategisch günstig auf einem Berg angelegt, wo sie nicht von den Fluten der Regenzeit betroffen sind. Ursprünglich gab es viel Wald in diesen Gebieten – bevor dieser von der USA in einem Bombenangriff niedergebrannt und vergiftet wurde - , sowie Reisfelder und einen Fluss. Diese wurden auch genutzt um die anfallende Erde beim Tunnelbau zu verstecken.
In den 1960er wurde aus den einfachen Tunneln, dann auch ganze Bunker ausgebaut. Das Ganze auf drei verschiedenen Ebenen, so dass die Tunnelsysteme irgendwann auf eine Gesamtlänge von fast 200km kamen. In den ausgebauten Bunkern entstanden ganze „Städte“ mit Schulen, Lazarett, Büros, Kuchen und Schlafgelegenheit. Verbunden waren diese Räume durch kleine Tunnel von ca. 80cm Höhe und 60cm Breite – die touristisch zugänglichen Tunnel und Eingänge wurden später verbreitert um auch den Touristen das Betreten zu ermöglichen. Alle Eingänge und Lüftungsschleussen waren gut getarnt und häufig mit Fallen gesichert. Die Bombenüberreste und zerstörten wurden von den Guerilla-Kämpfern „recycelt“ und eigene Bomben und Landminen, sowie Munition für ihre Waffen gebaut. Aus den Reifen der Fahrzeuge wurden Schuhe gebaut, welche lautloses Gehen ermöglichten und teils „in die andere Richtung laufende“ Schuhabdrücke hinterließen, damit eine Verfolgung erschwert wird.
Noch heute leiden einige der Bewohner aus dieser Gegend an den Folgen des Krieges insbesondere den Vergiftungen. Durch die Regierung gibt es inzwischen Fabriken in denen diese Arbeiten können – ähnliches Konzept wie bei uns in Deutschland.
Die ganze Tour war sehr spannend, aber durch die Hitze und schwüle Luft auch ordentlich anstrengend.
Wir haben also in unserer kurzen Zeit in Vietnam einige interessante Orte besuchen und einen kleinen Einblick in die Geschichte und den Süden bekommen können. Für den Norden müssen wir wohl irgendwann zurückkehren – war halt doch nur knapp 2 Wochen.
Der Bus nach Kambodscha ist gebucht und am Morgen geht es gemütlich über die Grenze nach Phnom Penh.
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