Durch die Wälder und entlang der Fjorde – Reisebericht 8

Veröffentlicht am 4. Juni 2022 um 19:23

Die Nacht am Fluss liegt hinter uns und die Stabkirche wurde noch am Abend bei einem kleinen Spaziergang erkundet. Am nächsten Morgen zeigt der Wetterbericht Regen für den Tag an und wir entscheiden uns, das Wetter zu nutzen und zu unserem nächsten Ziel zu fahren. Die Karten werden ausgepackt und nach Wandergebieten in der Nähe durchforstet – uns steht es wieder nach Natur und Ruhe. Wir werden fündig und machen uns auf den Weg.

Auf dem Weg dorthin finden wir noch eine Stabkirche in Eidsborg und entscheiden uns für einen kleinen Abstecher. Da uns dort die Umgebung so gut gefällt, beschließen wir spontan – hier kann man bestimmt auch gut wandern und wir suchen einen Stellplatz. Ein kleiner Wanderparkplatz in der Nähe wird unser neues Ziel. Dort angekommen entdecken wir, dass wir durch Zufall auf dem Wanderparkplatz des Lårdalsstigen gelandet sind. Eine perfekte Möglichkeit unseren Wunsch, eine Wandertour mit Übernachtung im Zelt, umzusetzen. Da der Tag schon fortgeschritten ist entspannen wir noch etwas am Nachmittag im Auto und freuen uns auf den morgigen Tag.

Mit Weckerklingeln aufgestanden, beginnt der Tag mit unseren zweiten Elch-Sichtung beim Zähne putzen. Das kann doch nur ein gutes Omen sein! Die Rucksäcke werden gepackt, das Zelt und die Isomatte festgeschnürt und wir machen uns optimistisch auf den Weg. Aber schon nach den ersten Kilometer merken wir, dass wir das ganze Thema (schwerer Rucksack) vielleicht doch etwas unterschätzt haben und die Wahl des Wanderweges (laut Internet Expertenmodus, heißt in diesem Fall steil bergauf und kraxeln) das ganze Vorhaben nicht vereinfachen. Aber wir haben ein Ziel und so können wir unser Equipment zumindest auch auf Herz und Nieren prüfen. Mit einigen Päuschen, zum Rücken entlasten und durchschnaufen, kommen wir stolz auf dem ersten größeren Aussichtspunkt an und wissen sofort wieder warum wir das Ganze machen. Ein traumhafter Blick auf den Telemarkkanal und weiß beschneite Bergen am Horizont machen alle Strapazen wett. Wir genießen den weiteren Weg und halten immer wieder Ausschau nach Möglichkeiten für eine Übernachtung. Gegen Nachmittag entscheiden wir uns umzudrehen und einen der ersten Plätze zu nehmen - dann laufen wir zwar am nächsten Tag nicht mehr viel, aber der Ausblick war einfach der Schönste.

Dort angekommen wird das Zelt zum ersten Mal aufgebaut (Klappt super!) und die Betten vorbereitet. Wir genießen wir die Ruhe, den Ausblick und sind rundum mit unserer Entscheidung zufrieden und stellen, wieder einmal, fest - die Mühen haben sich gelohnt. Auch die erste Nacht im Zelt ist ein voller Erfolg und wir machen uns am nächsten Morgen, nach einem gemütlichen Frühstück, fröhlich auf den Rückweg. Das Equipment hat seinen Testlauf bestanden und nur einige Kleinigkeiten müssen wir in Zukunft verbessern. Wir wollen etwas leichter werden (sprich vorallem leichtere Schlafsäcke, solange es die Temperaturen zulassen) und das Zelt muss besser am Rucksack befestigt werden.

Da es nun nach den letzten kühleren Tagen wieder knapp 20 Grad geworden sind und die Tour natürlich auch nicht ganz ohne schwitzen von statten ging, steht es uns nach einer Erfrischung und nur eine kurze Fahrt entfernt finden wir einen tollen Stellplatz an einen kleinen Fluss. Dort nutzen wir die Sonne und es wird gebadet und fleißig gewaschen. Zwischendurch besucht uns noch ein norwegischer Schamane auf der Suche nach einem Badeplatz, und wir kommen in ein längeres Gespräch und bekommen noch einige Tipps für die Weiterreise.

 Am Abend starten wir das Projekt Topfbrot über dem Feuer (übrigens ein voller Erfolg) und köcheln unser leckeren Kartoffel-Kohl-Eintopf als wir den nächsten Besuch erhalten. Ein Bottroper Ehepaar kommt mit seinem Wohnmobil und fragt ob es bleiben kann, da die Suche nach einem Stellplatz wohl schon etwas länger andauert. Wer wären wir dies zu verneinen und unsere Ecke muss doch irgendwie zusammen halten 😉. Aber es ist irgendwie auch schön, dieses kurze Miteinander scherzen in typischer rheinischen Art und einem kurzen netten Gespräch – ein bisschen Heimat in der Ferne.

Der nächste Tag begrüßt uns leider wieder mit Regen und das gute Wetter ist vorbei. Also nutzen wir die Chance und gehen shoppen. Wir finden einen SportOutlet und setzen sofort die Idee einen leichteren Schlafsacks in Tat um (17 Euro für einen guten Schlafsack, wir sind begeistert das Sport und Outdoorequipment doch so günstig ist, während ansonsten ja doch alles recht teuer ist.).

Danach geht es weiter Richtung Hardangervidda Nationalpark, laut dem Schamanen eine der schönsten Orte Norwegens. Hier finden wir einen Stellplatz an einem See mit Badezimmer und heißem Wasser, müssen uns aber gleichzeitig auch schnell von der Idee des Wanderns durch diesen Nationalpark verabschieden. Hier liegt doch noch etwas zu viel Schnee – also nur ein Grund mehr irgendwann nochmal im Sommer wiederzukommen.

Für den nächsten Tag planen wir also um und machen eine Fossen-Tour. Wir besuchen die vielen Wasserfälle am Wegesrand, genießen die Aussicht und den wunderschönen Hardangerfjord im Frühlingsrausch. Die Wildwiesen und Obstbäume blühen, der Löwenzahn schießt aus jeder Ecke und der Fjord liegt azurblau leuchtend in der Sonne mit den weißen Schneebergen im Hintergrund. Diese Aussicht macht das „Nicht-Wandern-Können“ definitiv wett. Mit unserem nächsten Stellplatz bleiben wir ganz Wasserfall-Motto getreu und umgeben von einen kleinen und mit Blick auf den großen Skytjefossen machen wir uns es uns mit einem Pfannkuchen gemütlich. Von einen früheren Besuch dieses Platzes kennen wir den Wanderweg um die Ecke und nutzen das gute Wetter des Nachmittags um den Berg bis zur Schneegrenze zu erklimmen und den Ausblick auf den Fjord zu genießen.

Die kommenden Tage holt uns dann leider wieder der Regen ein. Wir beschließen daher etwas länger im Auto zu verbringen und den Hardangerfjord weiter zu erkunden und uns langsam Richtung Bergen zu bewegen. Wir genießen die Aussicht, die kleinen Bergstraße und die Fotostopps am Straßenrand und lassen uns die Laune vom Wetter nicht verderben (und sind wir mal ehrlich, dieser schwarz -weiß Look der Berge und Wolken und der Nebel in den Wäldern hat auch etwas schönes).

Unser Stellplatz wird diesmal ein einfacher Wanderparkplatz und wir machen es uns, nicht mehr viel vom Tag erwarten, im Auto gemütlich. Vielleicht hat man ja morgen noch die Chance eine kleine Runde zu drehen…

Doch wie das Leben so spielt, wenn man es am wenigsten erwartet wird man doch noch überrascht. Dort so im Auto sitzend, irgendwo auf einen Wanderparkplatz, ohne besondere Aussicht oder irgendetwas spannendes in der Umgebung, fährt auf einmal ein VW Bus mit Mettmanner Kennzeichen auf den Parkplatz. Wir fangen schon an zu grinsen… den was ist das schon für ein Zufall. Schon wieder ein Rheinländer und das am gefühlten Ende der Welt. Aus dem Auto steigt ein Mann, welcher nett fragt ob es okay ist, wenn er und sein Hund dort stehen bleiben könnten.

Natürlich ist es in Ordnung und wir kommen ins Gespräch und finden immer wieder neue Themen - aber der Hund muss Pipi und der Regen wird auch nicht besser. Kurzerhand werden wir auf einem Weinabend im Bulli eingeladen und wer wären wir zu so einer netten Einladung „Nein“ zu sagen. 😉

Noch ein paar Snacks eingepackt, sitzen wir kurze Zeit später gemütlich im warmen Bulli, genießen den Luxus einer Standheizung und freuen uns mal wieder mit jemand Außenstehenden zu quatschen. Der Abend wird länger, die Snacks und der Wein weniger und als wir um 4Uhr morgens in unser Auto klettern, haben wir Andreas mit seinem Hund Tom kennengelernt, eine Bekanntschaft die auch über die Reise hinaus bleiben könnte und tatsächlich nur ums Eck in Ratingen wohnt – klein ist die Welt.

Nach einem gemeinsamen Frühstück und eine Runde mit Tom, entscheiden wir noch einen weiteren Tag miteinander zu verbringen. Es zieht uns zu einem Fjord und dort versuchen wir uns, nachdem es etwas trockener wird, ohne Erfolg am Feuer. Aber auch so bekommen wir ein leckeres Essen hin und verbringen einen weiteren schönen Abend miteinander. Doch bald heißt es Abschied nehmen, Andreas bleibt in der Umgebung von Bergen und uns zieht es weiter in den Norden (wir entscheiden uns Bergen zu skippen, die Lust auf Stadt im Regen ist eher gering und auch wenn Bergen eigentlich zum Pflichtprogramm gehört – ist es nicht genau das warum wir unterwegs sind? Dass wir genau das machen können es wir wollen zum Zeitpunkt an dem wir es wollen?!?). Wir zelebrieren den Abschied natürlich anständig mit leckeren Blaubeerpancakes zum Frühstück und dann zieht jeder seiner Wege.

Wir finden die Sonne wieder und eine Möglichkeit zu wandern. Es geht auf einen Berg mit Blick auf den Fjord - leider hält die Sonne nur bis zur Hälfte des Berges. Danach suchen wir uns den Weg (welcher übrigens selten schlecht ausgewiesen ist) über Wasserfälle und Hochebenen, durch Regen und mit grauen nassen Wetter. Die Laune schwankt aber die Aussicht auf den Schlafplatz und die dort versprochene heiße Dusche hält sie dann schlussendlich doch soweit oben, dass wir die Schönheit der Umgebung auch bei diesen Umständen wertschätzen können. Am Schlafplatz angekommen war die Dusche nicht zu viel versprochen. Sauber und 5 Minuten wirklich heißes Wasser – ein Traum!

Der nächste Tag startet mit dem obligatorischen Anruf zum Vatertag und dann unserer ersten Fährfahrt in Norwegen (Tipp: Entweder elektronische Erkennung durch Chip (Autopass) am Auto anbringen – vor der Reise bestellen und anmelden, oder wie wir: Anmeldung über Ferry Pay. Dann wird die Fähre automatisch über die angegebene Kreditkarte abgebucht. Funktioniert bisher super!). Durch den anhaltenden Regen fahren wir die landschaftlich schönere Strecke am alten Trondheimer Postweg entlang, besuchen unseren nächsten Wasserfall und nutzen den Feiertag und tanken nochmal günstig (in Norwegen ist am Wochenende und an Feiertagen, unserer Erfahrung nach, das Tanken am günstigen!).

Am nächsten Tag ist es zum Glück, entgegen des Wetterberichts, wieder trockener und wir besuchen den nächsten Tipp von Reisebegegnungen. Entlang des Invikfjordens fahren wir zu den Ausläufern der Gletscher Jostedalsbreen-Nationalpark. Hier ist es zwar deutlich touristischer (große Kreuzfahrtschiffe und Tourbusse kreuzen unseren Weg), wir finden aber trotzdem die Möglichkeit uns in aller Ruhe und ungestört den Kjerndalsbreen anzuschauen (und auch das WLAN am Café wird ausgiebig genutzt 😂). Danach geht es weiter in Richtung des nächsten Tipps, mit kleinen Zwischenstation und der nicht so erfolgreichen Suche nach dem Tvinnefossen bis zu einem ruhigen Stellplatz für den Abend. Und wir sind schon aufgeregt…

Denn am nächsten Morgen geht es auf die Insel „Runde“. Hier soll es Papageientaucher geben!

Wir machen uns also voller Vorfreude und in voller Regenmontur auf den Weg ins Vogelschutzgebiet. Und wir sehen einige Vögel – Seeadler kreisen über das Meer, Raubmöwen sitzen im Moor und viele andere Meeresvögel begegnen unseren Wegen – ein Highlight alleine durch den Namen: Die Trottellumme. Aber kein Papageientaucher…

Nach einigem Rätseln machen wir uns im Internet etwas schlauer, denn die Schilder sagen die ersten Papageientaucher kommen im Februar/März und sie bleiben zum brüten und aufziehen der Küken bis zum August. Wir sind also gut in der Zeit. Wo sind also die Papageientaucher? Das Internet hilft und wir lernen – die kommen abends, so gegen 19/20 Uhr von ihrem Ausflug aufs Meer zurück. Also geht es zum Auto - Abendessen und ausruhen und abends nochmal die dreiviertel Stunde zurück zu den Klippen. Und siehe da: ganz viele Papageientaucher. Und wie niedlich sie sind. Die Felsen werden, mal mehr und mal weniger elegant, als Start- und Landebahn genutzt, die Höhlen fleißig mit Gräsern ausgepolstert und wir Menschen nur neugierig und unbeeindruckt beobachtet. Wir sind verliebt! Wie niedlich kann ein Tier sein… und was uns am meisten verwundert – es ist unglaublich still. Es wimmelt nur so von Papageientauchern, aber keiner gibt auch nur ein Kreischen von sich. Wir hatten eher Lärm und Geschnatter wie bei den Möwen erwartet. Wir sitzen nun aber glücklich und zufrieden, auf nassem Fels und genießen die Stille und die süßen Tiere. Man kann sie wirklich stundenlang beobachten.

Da es abends nach der Rückkehr noch so hell und wir noch wach am späten Ausflug sind, entscheiden wir uns die Insel noch zu verlassen und uns einen etwas einsameren Stellplatz zu suchen. Eine weiße Entscheidung, wie der nächste Morgen zeigt – es regnet wieder und wir starten entspannt mit lesen und einem späten Frühstück in den Tag. Danach geht es auf die nächste Fähre und zum nächsten Stellplatz, an einem alten Tunnel mit Blick auf den Fjord. Hier möchten wir den nächsten Tag verbringen und das angesagte, schöne Wetter ausgiebig nutzen. Hier haben wir wieder unsere Ruhe und bekommen nur noch abends Besuch von einem deutschen Motorradtrupp, die sich dann aber doch dafür entscheiden weiterzufahren. Jedoch nicht ohne uns noch den nächsten Reisetipp für den Norden mit auf den Weg zu geben. Sehr gut, unsere Karte füllt sich!

Und der Wetterbericht hält was er verspricht. Abends mit Sonne eingeschlafen, um 1 Uhr Nachts noch das Abendrot beobachtet (noch geht offiziell die Sonne unter, auch wenn es nicht mehr wirklich dunkel wird) werden wir am nächsten Tag von strahlender Sonne und warmen Temperaturen geweckt. Wir nutzen das Ganze um unser Auto durchzulüften und zu trocken (ein Wasserkanister ist ausgelaufen, zum Glück ohne großen Schaden anzurichten) und frisches Brot und Stuten zu backen – diesmal kriegen wir auch wieder Feuer an. Der Rest des Tages wird genutzt um Sonne zu tanken, zu Kniffeln, die Aussicht zu genießen und grob die nächsten Tage zu planen.

Auch der nächste Tag begrüßt uns mit gutem Wetter, daher fahren wir Richtung Trollstigen. Dies ist eine Serpentinenstraße mit toller Aussicht und Wandermöglichkeiten. Dort angekommen stehen wir dann aber vor geschlossener Schranke. Die Trollstigen ist gesperrt und während wir dort sind können wir bereits zwei Steinschläge beobachten – wandern ist hier also auch keine Option. Also geht es weiter durch schöne Täler mit der Suche nach einem Wandergebiet. Wir werden fündig und können die Sonne bei einer kleinen Wanderung einmal um den Bjørga, mit Blick auf Fjord und Schneebergen, genießen. Und das Sonne tanken war wichtig – die nächsten Tage ist leider wieder weniger gutes Wetter angesagt. Daher wird auch abends noch die lange Sonne genutzt für einen weiteren kleinen Spaziergang durch das Naturschutzgebiet in der Nähe unseren Stellplatzes.

Morgens weckt uns dann auch schon die ersten Tropfen und wir machen uns auf den Weg über die Atlantikstraße. Hier führt eine lange Straße und verschiedene Brücken über die kleinen vorgelagerten Inseln und ermöglicht eine tolle Aussicht auf das Meer und das Festland. An manchen Tagen soll man wohl auch Delfine und Wale sehen können, wir hatten weniger Glück konnten aber immer wieder die Aussicht der verschiedene Rastplätze und kurzen Rundwege genießen, ohne zu sehr nass zu werden. Bereits Mittags finden wir dann einen schönen Stellplatz, einsam im Wald an einem See und so entscheiden wir uns den Tag mit Lesen ausklingen zu lassen und die Gemütlichkeit des Autos zu genießen und unsere Nase nur in den trocken Phasen rauszustrecken. Auch hier bleiben wir dann länger als geplant, das Wetter wird nicht besser und es ist abgeschieden – was will man mehr. Also raus aus den Klamotten und ausgiebig baden, nass wird man so oder so. Trondheim kann auch noch einen Tag länger warten 😉.

 

 

Stabkirche Eidsborg

Lårdalsstigen

Hardangervidda - Stavatnet

Fossentour und Hardangerfjord

Skytjefossen und die Aussicht vom Berg aufs Fjord

Weiter entlang des Hardangerfjords

Tom die entspannte Reisebegleitung

Die Suche nach dem richtigen Weg

Kjenndalsbreen

Runde

Stellplatz mit Blick aufs Fjord

Schöne Alternative zum Trollstigen

Altlantikstraße

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