Viele Wanderungen und der Norden - Reisebericht 11

Veröffentlicht am 24. Juli 2022 um 15:25

Nach einem entspannten Tag am Meer geht es für uns wieder wandern. Wir haben uns eine Strecke ausgesucht, die entlang der Küste verläuft und später eine schöne Aussicht vom Berg bieten soll. Das Wetter ist etwas kühler, einige Regentropfen fallen aber die meiste Zeit scheint die Sonne. Anfangs geht es idyllisch entlang von Seen und vorbei an weißen Sandstränden. Später biegen wir ab und der entspannte Wanderweg wird langsam aber stetig immer mehr zur Kletterpartie, bis es zwischenzeitlich, den Markierungen folgend, über die Klippen geht - immer am Rand der Brandung und bei einigen Stellen auch nur mit Abschätzen der Wellen zu bewältigen. Aber es macht verdammt viel Spaß. Zum Glück ist unser Gepäck diesmal wieder etwas leichter und so wird das Klettern auch bei stärkeren Wind nicht zu gefährlich.
Am Ende der Kletterpartie erwartet uns eine kleine Bucht die wunderschön, abseits von allem und umgeben von Bergen, gelegen ist und eine grüne Wiese mit einem kleinen See sowie einen weiteren weißen Sandstrand bietet. Andere Menschen – fehl am Platz. Nur einige Schäfchen sehen wir in der Ferne an den Hängen grasen.
Diese Hänge besteigen wir nun auch und werden am Gipfel mit einer wunderschönen Aussicht über die Küste in die eine Richtung, Bleik in die andere Richtung und eine Bergkette hinter uns belohnt. Mit dieser Aussicht im Rücken laufen wir die Bergkette entlang und dann entspannt wieder den Berg runter, durch Birkenwäldchen und entlang von weiteren kleinen Seen. Immer wieder stellen wir fest – Postkarten-Idylle gibt es, hier in Norwegen, hinter jeder Ecke.


Nach dieser Tour, und einer kleinen Flucht vor Fliegen auf den letzten Metern, fahren wir einen kleinen Campingplatz an bei dem wir, nach Fragen, kostenlos unser Wasser auffüllen können, fahren kurz einkaufen und landen dann am Fähranleger für die Fähre nach Senja. Hier werden wir die Nacht, schon angestellt in der Reihe, verbringen. Und wir sind in guter Gesellschaft. Drei Autos sind schon da. Ein norwegisches, welches wie wir festgestellt haben dort für den nächsten Morgen abgestellt wurde, und zwei weitere ausgebaute Wagen ähnlich unserer Größe. Eine ältere deutsche Dame mit ihrem Hund und eine Österreicherin. Frauenpower am Anleger. 😂


Morgens geht es dann früh raus, die Reihen haben sich über die Nacht gut gefüllt, und kurz vor viertel vor neun geht es auf die Fähre. Bei der Überfahrt sehen wir dann Delfine oder Schweinswale – wir sind uns nicht ganz sicher wie wir den Unterschied auf die Ferne erkennen können und ein Schiff der norwegischen Küstenwache, welches im Fjord rumdümpelt. Ansonsten bleibt die Überfahrt entspannt, leider aber die Wolkendecke auch weiterhin dicht.
Auf Senja angekommen starten wir eine richtige Touri-Tour. Erst geht es zu Aussichtsplattformen, einen Felsstrand und einem weiten Sandstrand. Die Aussichten die es dort geben soll werden bei uns leider von den Wolken verhangen. Aber wir hoffen auf 13 Uhr – da zieht es unserer Erfahrung nach immer auf…und wir wollen eigentlich noch auf den Berg und die Aussicht auf den Segla genießen.
Wir fahren also weiter und suchen uns einen Stellplatz, von dem die Wanderung aus starten könnte. Da aber noch alles ziemlich bedeckt ist, gönnen wir uns etwas Ruhe, mit einem kleinen Nickerchen und später wird gekocht. Zu uns, an den Stellplatz, gesellt sich dann noch ein Norweger, welcher etwas merkwürdig immer um unser Auto schleicht. Scheint wohl Bekanntschaft zu suchen, aber da sind wir nicht zu aufgelegt, vor allem wenn man sich direkt mit seinem Auto vor uns stellt obwohl Platz ohne Ende ist… aber auch solche Begegnungen gehören wohl dazu. Als es gegen Abend dann doch noch langsam aufzieht ist der Entschluss schnell gefasst. Es gibt Abendessen und dann geht es halt nachts hoch – ist ja noch hell. Gesagt, getan und wir starten bei bestem Wetter unsere Tour auf den Hesnet, der Berg mit dem Segla Ausblick. Und wieder einmal wurden wir belohnt. Oben angekommen leuchtete die Mitternachtssonne gerade zu perfekt über den Nachbarberg auf den Segla und wir hätten den Zeitpunkt kaum besser planen können. Auf dem Rückweg zum Auto sammeln wir noch einen kleinen Blumenstrauß, welchen wir für unser Sonnenglas trocken wollen und kommen auf die Schnapsidee, wir sind wach und die Straße leer – da könnte man ja auch noch weiter fahren. Genau das tun wir dann auch, kommen allerdings nicht so weit wie geplant – dank Straßensperrung. Also verbringen wir die Nacht am Straßenrand und fahren erst am nächsten Morgen weiter.


Da es am nächsten Tag wieder ziemlich warm ist, fahren wir zu einem kleinen See. Erst führt uns eine Wanderung durch ein kleines Sumpfgebiet entlang von mehreren kleinen Seen und einem Wasserfall, anschließend gehen wir noch im See am Parkplatz baden und waschen unsere Klamotten und das Auto. Nachdem wir unser Abendessen – Pfannkuchen – vorbereitet haben wollen wir noch ein kleines Stück fahren und landen am Aursfjord. Dies ist ein wunderschöner Ort bei dem man entlang von Wäldern und Bergen fährt, immer wieder kleine Ortschaften durchquert und dabei nie den Blick auf das kristallklare Wasser verliert.


Der nächsten Morgen startet wieder mit Bewegung. Die erste Wanderung die wir uns rausgesucht haben, müssen wir auf Grund von mangelnden Parkplätzen (ein häufiger verkommendes Problem bei Wanderungen in Norwegen) auf Eis legen. Zufällig entdecken wir auf dem Weg aber dabei noch „Rock Art“, mit der wir uns später in Alta aber noch genauer beschäftigen werden.
Eine Alternativwanderung finden wir dann in Trømso. Hier geht es dann bei hochsommerlichen Temperaturen die Sherpatreppen hinauf auf den Berg. Jeder Schatten ist willkommen und man versteht die immer weniger werdende Klamottenwahl der Mitwanderer – ein Highlight unsererseits war die Wanderin in Bikini. An der Bergstation angekommen (ja, man hätte auch die Bergbahn nehmen können. Aber wo bleibt den da der Spaß, sind ja nur 1203 Stufen😉) ist der letzte Fleck Schnee mehr als willkommen für ein kleines Bad. Aber auch die Aussicht lohnt. Ein weiter Blick auf Trømso und Umgebung tut sich auf und man kann die unterschiedlichsten Dinge finden. Neben einem Badestrand, einer Skischanze und den großen Kreuzfahrtschiffen gibt es gefühlt in Trømso nichts, was es nicht gibt. Eine Bekannte, die in Norwegen lebt, sagte uns im Vorfeld aber die Umgebung ist schöner als die Stadt – daher haben wir diese selbst nicht genauer erkundet.
Auf dem Weg zu unserem Stellplatz fahren wir immer wieder an Schildern vorbei die zu „Lyngsalpan“ führen. Da mussten wir dann doch mal genauer schauen. Dies ist wohl ein Bergzug, welcher wunderschön sein soll und in dem man einige Wanderungen machen kann. Wir hatten uns einen eisblauen See als Ziel auserkoren, allerdings haben wir dies dann auf Grund von schlechtem Wetter, in den kommenden Tagen, nicht mehr geschafft. Müssen wir wohl nochmal wiederkommen.


Wir fahren lieber ins bessere Wetter und landen im Reisa Nationalpark. Hier werden wir erstmal von einem großen Schild begrüßt, welche uns vor „Lazy Sheeps“ warnen. Und sie haben nicht gelogen. Auf dem Weg zum Parkplatz mussten wir einige faule Schafe zur Seite treiben. Teils hat selbst das ranfahren mit dem Auto oder hupen nicht gewirkt und der Beifahrer muss raus – Schafe treiben.
Im Reisa Nationalpark verbringen wir eine ruhige Nacht (mit einem schwarzen Block an Mücken vorm Fenster – hoch lebe das Moskitonetz) und starten am nächsten Morgen die Erkundung. Neben dem Gorsa Wasserfall, einem beeindruckenden Wasserfall bei dem die Wassermassen in die Tiefe fallen und anschließend durch eine Schlucht führen, besuchen wir noch das Hochplateu, von dem man auch einige Wanderungen starten kann. Die alte Erzmine ist leider für uns nicht erreichbar, da der Fluss die Brücke weggespült hat.
Wir fahren also weiter zu einer alten deutschen Festung, bei der wir die Bedeutung von „verbrannter Erde“ nochmal kennenlernen. Die Deutschen haben bei ihrem Rückzug aus Skandinavien damals die Taktik der „verbrannten Erde“ angewandt und alle Bauten u.ä. dem Erdboden gleichgemacht. Wieder einmal spannend woher umgangssprachlich Ausdrücke stammen.
Danach geht es zum „Bubbelen“. Was ist der „Bubbelen“ – genau das was man sich bei dem Namen vorstellt. Eine kleine Springquelle, welche bubbelnd aus dem Boden kommt und in einem kleinen Bach den Hang hinunter fließen. Hier schlagen wir auch unser Nachtlager auf.


Am nächsten Morgen fahren wir Richtung Alta. Als erstes steht der Alta Canyon auf dem Plan, hier wollen wir hinwandern. Direkt am Beginn der Tour erreicht uns ein Anruf – erinnert ihr euch noch an unsere Scheibe und Carglass? Wir haben ja einen Termin in Alta, der zweite Versuch die Scheibe zu wechseln… ratet mal… die Scheibe ist in Narvik. Da ist wohl ein Fehler unterlaufen. Tja, schade! Wir entscheiden schnell – es funktioniert auch wunderbar mit Riss in der Scheibe und canceln die ganze Sache. Da kümmern wir uns dann lieber in Deutschland drum.
Aber das gibt uns nun einen Ansporn, da kann man ja heute noch viel mehr unternehmen und muss sich gar nicht Zeit lassen. Also schnell auf den Weg gemacht und den Canyon erwandert. Wir stimmen unserer Lieblingsbewertung aus vollsten Herzen zu: „Nicht der Grand-Canyon, aber schon ein beeindruckendes Loch“. Wir finden auch, ein Abstecher ist der Canyon definitiv wert.
Nachdem wir aus dem Canyon zurück sind ist es noch nicht allzu spät, unser Plan geht auf. Wir fahren noch zum Alta Museum. Dies ist einer der fixen Punkte auf unserer Reise – warum? Weil es hier viele Felsritzungen gibt und wir das Ganze super spannend finden. Am Museum angekommen entscheiden wir uns erst die Tour zu den Felsritzungen zu machen. Auf einem mehrere Kilometer langem Weg führt einem Stege vorbei an Felsritzungen, teils farblich markiert und teils naturbelassenen. Zu jedem dieser Felsen gibt es eine ausführliche Erläuterung im beigelegten Rundführer, welche zu einer Suche nach den Motiven einlädt. Wir waren voller kindlicher Begeisterung am suchen, staunen und rätseln und können jedem das Museum nur wärmstens empfehlen. Passend zum kommenden Gewitter hatten wir die Runde dann nach einiger Zeit beendet und konnten im trockenen die Ausstellungen im Inneren des Museum genießen. Hier haben wir neben den Felsritzungen auch noch ein bisschen über die Samen, Nordlichter und irgendeinen norwegischen Skispringer lernen dürfen.
Aber so kann der Tag ja auch weitergehen… oder? Wir finden schon. Wir fahren ein gutes Stündchen und legen eine kleine Pause ein. Warum? Wir haben die Entscheidung getroffen heute Nacht noch zum Nordkap zu fahren. Wir glauben es hat nur Vorteile – leere Straßen, Mitternachtssonne und es ist am Nordkap nicht so voll. Und was sollen wir sagen – wieder einmal ging unser Gehirngespinst voll auf.
Nach dem Abendessen und einer kleinen Pause fahren wir entlang von Fjorden die Küste hoch zum Nordkap. Das Licht ist wunderschön und wir sind alleine auf der Straße. Ab und an entdecken wir ein Rentier und irgendwann wieder Meeresbewohnern (wir wissen immer noch nicht ob Delfine oder Schweinswale). Wir könnten (und tun es auch fast) an jeder Ecke stehen bleiben und die Natur genießen.
Kurz vorm Nordkap begegnen uns dann die Busse und Autos die pünktlich zur Mitternachtssonne am Nordkap waren und wir sind froh, dass wir so gebummelt haben. Am Nordkap selbst erwartet uns ein riesiger Parkplatz mit hunderten Camper, aber alle am schlafen. Mit wenigen Anderen können wir den bekannten Globus bewundern, die Aussicht genießen und uns vom typischen Nordkapwind ordentlich durchpusten zu lassen.
Gegen 4 Uhr geht es dann an einem Wanderparkplatz ab in die Heia. Ziemlich müde und geschafft vom Tag, aber unglaublich glücklich! Wir können es kaum fassen, ab jetzt sind wir quasi auf dem Heimweg Richtung Süden.


Aber ganz so schnell verabschieden wir uns dann auch noch nicht aus Norwegen. Wir wollen noch zum nördlichsten Punkt des europäischen Festlands. Da liegt aber noch eine ganz schöne Autostrecke vor uns. Wir starten kurz nachdem wir aufgewacht sind mit einem kleinen Spaziergang in der Nähe. Hier gibt es den Kirkeporten, einem Felstor mit dem Nordhorn im Hintergrund. Danach fahren wir die Küste entlang Richtung Mehamn. Zufällig finden wir einen weiteren Canyon, den Silfarcanyon, an dem wir noch eine kleine Pause einlegen. Nach einem Fahrertausch geht es mit kleinen Zwischenstation weiter. Ein recht unspektakulärer Wasserfall und eine süße kleine Insel, und dann kommen wir abends an unserem Ziel an. In Mehamn noch kurz von der Familie abgemeldet für die nächsten Tage, geht es zum Parkplatz bei der die Wanderung startet. (Im übrigen stellt sich später heraus, dass abmelden wäre nicht nötig, denn auch Irgendwo im Nirgendwo hat Norwegen 4G+).


Welche Wanderung? Die Wanderung zum nördlichsten Punkt des europäischen Festlands – dem Kinnarodden. Dies ist eine Landzunge zu der man nur zu Fuß hinkommt. Es führen zwei Wanderwege von über 40km zu diesem Punkt und zurück – heißt es wird eine Mehrtagestour. Diese starten wir mittags, da es morgens nochmal ein Gewitter über uns hinweg zieht.


Gegen 13Uhr geht es dann endlich los. Wir wandern zum großen Teil über eine Felswüste, immer mal wieder vorbei an einem See und ein paar Berge im Hintergrund. Der Weg ist durch rote T’s an Felsen markiert, manchmal muss man die Markierung etwas suchen um seinen Weg fortführen zu können. Ein klarer Pfad ist nicht zu erkennen und oftmals muss man sich über größere oder kleiner Felsen balancieren. Dadurch entsteht zwischenzeitlich der Eindruck, dass man (kilometermäßig) nicht wirklich vorwärts kommt. Trotzdem bleibt die Motivation hoch und wir arbeiten uns stetig unseren Ziel entgegen. Irgendwann erreichen wir ein grünes Tal, welches neben einem kleinen Bach auch reichlich Mücken bietet. Nun geht es aber etwas schneller vorwärts und wir erreichen das einsame, große Schild im Nirgendwo, welches den Kinnarodden ankündigt. Wir entschließen uns weiterhin den komoot-Weg und nicht dem offiziellen Weg zu folgen. Hier kommen wir auch zum Sandstrand, welcher traumhaft schön in einer grüner Bucht gelegen ist. Leider ist die Idylle etwas getrübt durch den vielen Müll, welcher an die Küste geschwemmt wurde. Hier wurde uns, so wie an keinem Strand zuvor, deutlich wie zugemüllt unsere Weltmeere sind. Gleichzeitig gibt es so unglaublich viele Tiere, wie hier beispielsweise die Rentiere am Strand, welche in diesem Müll leben müssen.


Ursprünglich war der Plan am Strand unser Zelt aufzuschlagen und dann ohne Gepäck weiterzuwandern. Wir sind dann aber so kurz vorm Ziel noch so motiviert, dass wir kurzerhand entscheiden wir laufen noch bis zum Gipfel und ggf. ein kleines Stück zurück. Entlang der Küste soll es noch einen kleinen Shelter geben und so machen wir uns auf den Weg. Unser Glauben an den Shelter wurde immer geringer, je weiter wir uns über den Felsstrand kämpfen. Irgendwann sind wir uns sicher wir sind falsch, aber zurück wollen wir auch nicht, also geht es weiter. Ein gestrandetes Schiff ist das Highlight auf dem unwegsamen Weg und kurz drauf, wer hätte es gedacht, abseits vom offiziellen Weg finden wir den Shelter. Eine Mini-Hütte aus Holz mit einem kleinen Kamin, einem Tisch und einer kleinen Bank. Auch ein Gästebuch gibt es hier – wir tragen und natürlich ein und stellen fest - alle paar Tage scheint sich ein Wanderer hierhin zu verirren, unteranderem einige Deutsche. Scheint wohl mehr Bekloppte wie uns zu geben 😅.


Nach dieser Entdeckung sind die Lebensgeister auch wieder geweckt und wir machen uns an den Aufstieg. Und der hat es nochmal in sich. Über neue Steinwüsten geht es nun hoch auf den Berg bis zum Kinnarodden. Kurz vor Mitternacht haben wir es dann geschafft – wir sind am nördlichsten Punkt des europäischen Festlands. Etwas fertig und 24km hinter uns, machen wir es uns am Gipfelkreuz gemütlich und wärmen erstmal den mitgebrachten Kinderpunsch zur Belohnung auf. (Ja, wir haben einen Kinderpunsch und eine Dose Ananas mitgeschleppt. Weil wir es können – ist es sinnvoll? Ist es nötig? Nein! Ist es das Beste zur Belohnung? Ja! 😂)
Wir machen unser Abendessen warm und genießen den Ausblick. Die Füße sind zwar etwas schwer, wir fühlen uns aber nach der Stärkung schon wieder recht fit, daher machen wir uns mit unseren Schlafsäcke gemütlich und ruhen uns ein bisschen aus. Wir kommen auf die „grandiose“ Idee, vielleicht schaffen wir es ja doch in 24h.
Nach einer längeren Pause und einer weiteren Stärkung aus Haferflocken mit Ananas (Mhh, lecker) geht es also wieder in die Wanderschuhe und los. Die Füße sind schwer, die Schritte sind langsam aber wir kommen voran. Aber dann kommt der Nebel…
12 km vorm Ziel zieht es sich in den Täler innerhalb weniger Minuten so zu, dass wir kurzerhand entscheiden doch das Zelt aufzuschlagen und uns etwas Ruhe zu gönnen – die Vernunft siegt. Der Regen kommt schnell und man sieht nur noch weniger Meter weit – es war also die richtige Entscheidung. 7 Stunden schlafen wir nun das schlechte Wetter weg, hoffen wir zumindest. Gegen 15 Uhr ist es immerhin etwas trocken und man kann vielleicht 50m weit sehen. Besser wird es aber auch nicht mehr, also packen unsere sieben Sachen und ziehen los. Dick eingepackt in Regenklamotten geht es also weiter – ein Schritt nach dem anderen, immer auf der Suche nach dem roten T und dem Regen im Gesicht. Der Weg zieht sich immer mehr, die Füße werden immer schwerer und langsam tun die Knochen weh. Viel Motivation haben wir auch nicht mehr und das Ziel scheint nicht näher zu kommen. Nachdem wir uns dann auch noch kurz verlaufen haben und querfeldein zurück zu unserem Weg sind (nicht das es einen Unterschied in der Begehbarkeit darstellen würde) wollen wir einfach nicht mehr. Als dann hinter einem Hügel unser Auto in unser Blick gerät, sind wir überglücklich. Ziemlich stolz das wir über 48km geschafft haben, aber auch erstmal mit dem Schwur auf den Lippen nie wieder zu wandern, kochen wir uns einen Tee, legen uns trocken und genießen das warme Auto und fallen früh ins Bett.


Wieder einmal haben wir die fünf (sechs) Phasen der Wanderer, die wir auch auf Instagram schon erwähnt hatten, durchlebt. Man startet in Phase 1 – der Euphorie. Voller Vorfreude auf den Weg geht es los und man malt sich aus, was alles schönes vor einem liegt. Nach einer Weile kommt man in die zweite Phase, der Realisierung. Man merkt wie viel noch vor einem liegt und merkt – uff, ist ja noch ein ganzes Stück. In der dritten Phase beginnt man sich zu hinterfragen – warum tue ich mir das eigentlich an? Um kurz danach in der vierten Phase alles zu verfluchen. Der Weg ist kacke, warum mach ich das – alles ist einfach scheiße! Sobald man diese Phase überstanden hat kommt man in die fünfte und letzte Phase der Wanderung – der Akzeptanz. Ich erkenne den Ist-Zustand an und akzeptiere das dieser Zustand bleibt oder sich sogar noch verschlechtern wird, das ist aber okay so… die letzten Phasen können auch mehrmals durchspielt werden.
Genau diese Phasen, und besonders die letzten drei, haben wir bei dieser Wanderung wieder einmal deutlich kennengelernt. Kurz darauf befanden wir uns aber auch schon wieder in der sechsten Phase – der Verblendung. Wir gucken mit einem verklärten Blick auf die zurückliegenden Wanderung und sehen immer mehr die schönen Momente. Auch das „nie wieder wandern“ ist schnell aus den Köpfen und die nächsten Touren klingen verlockend.
Am nächsten Morgen tut uns alles weniger weh als erwartet und wir machen uns auf den Weg nach Finnland.

Diese Wanderung war ein krönender Abschluss von fast zwei Monaten Norwegen, einem wundervollen Land welches uns immer wieder in seiner Vielseitigkeit überrascht hat.


Wir freuen uns jetzt erstmal auf Finnland, auf viel Ruhe und Natur und einigen (kleinen!) Wandertouren durch die finnischen Wälder.

 

Wandern im Naturreservat bei Bleik

Minivan-Treff am Fährhafen

Überfahrt nach Senja

Warten hat gelohnt - in dem Licht läuft es sich doch gleich besser zum Segla Blick

Ist es nicht ein hübsches Sträußchen geworden? 😉

Rock Art vor Tromsø 

Sherpatreppen in Tromsø 

Reisa-Nationalpark 

Deutsche Geschichte mit Gletscherblick 

Wanderung zum Alta-Canyon 

Felsritzungen mit Weltkulturerbe-Status in Alta

Nachtfahrt zum Nordkap

Delfin oder Schweinswal? 

Ankunft beim Nordkap 

Wanderung zum Kinnarodden 

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