Nach dem wir uns die letzten Tage einmal quer durch Finnland „gearbeitet“ haben, wollen wir die nächsten Tage die Küste Finnlands etwas genauer entdecken. Wir starten mit einem gemütlichen Frühstück an unserem „Privatstrand“ und schmieden Pläne für die nächsten Tage.
Als erstes steht ein Tempel auf dem Plan. Ein Tempel in Finnland – naja gut, dafür muss man wohl weiter ausholen. Bei unseren Recherchen zu Finnland sind wir auf die Bock-Saga gestoßen. Dies ist eine Familiensaga der Familie Bock, welche durch den letzten Nachfolger Ior Bock 1984 veröffentlicht wurde.
Ich fasse das Ganze mal so zusammen, wie ich es verstanden habe: Familiensaga sind im ganzen skandinavischen Raum ein beliebter Brauch. In Island beispielsweise sind die Ahnengeschichten noch so lebendig und genau weitergegeben worden, dass sie die Forschung hinsichtlich erbliche Krankheiten unterstützt. Auch die nordische Mythologie, Heldenlieder und andere Erzählkünste sind und waren in den nordischen Ländern weit verbreitet. Hierbei lässt sich nicht immer eine Verflechtung dieser ausschließen, die Genauigkeit der Erzählform ist trotzdem bemerkenswert.
Die Bock-Saga ist eine dieser Familiengeschichten. Aber statt nur das Leben der Ahnen zu beschreiben, beruft diese Saga sich auf den Anbeginn der Menschheit und ihre Geschichte. Dabei ist zu beachten, dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass diese Geschichte schon seit Jahrhunderten so weiter gegeben wurde – was nicht bedeuten soll, das sie so richtig sein muss.
Aber was sagt die Saga jetzt eigentlich genau und was hat ein Tempel damit zu tun?
Um es möglichst „kurz“ zu fassen (nach terraner.de) : Die Welt wurde lange vor den großen Religionen durch eine Zivilisation bewohnt, wobei einige der damaligen Namen später durch die Kirche andere Bedeutungen erlangten. Die Menschen lebten im Einklang mit der Natur und die Erde stand senkrecht in ihrer Achse zur Sonne. Daher gab es am Nordpol ein Land an dem die Sonne einen goldenen Ring am Horizont bildete und nie unterging. Das Ringland, auch Uudenmaa – übrigens der Name einer finnischen Provinz im Süden. Im Zentrum lag eine Stadt, welche auf sieben Hügeln und Inseln gebaut wurde und die „Hel“ hieß. Diese war die Wiege der Menschenheit. Die Ringländer, in die die Erde aufgeteilt wurde, hatten alle eine Verbindungen zu Hel, denn dort lebte das Volk der „Asern“. Von diesen stammten die anderen Völker der Ringländer ab, diese nannte man „Vaner“.
An der Spitze dieser Gesellschaft stand, nicht verwunderlich, die Familie Bock. Neben „Per“ dem Allvater und „Ella“ der Erdmutter gab es noch den „Bock“ und die „Svan“ der Frau von Bock, welche mindestens 12 Söhne und 7 Töchter zeugten. Der erste Sohn hieß „Ra“ und die erste Tochter „Maya“ – äh, wieder Namen die einen etwas sagen – der eine Name im Ägypten, der andere aus Südamerika. Diese Familie stellte über Jahrzehnte die Könige und sind der Ursprung der Vaner.
Zur Huldigung des Bocks, oder auch Lemminkäinens, wurde ein Tempel in de Nähe von „Hel“ errichtet.
Als die Erdachse kippte, der erste „Ragnarök“, wurde eine Eiszeit ausgelöst. Leben war nur noch in den Äquatorregionen möglich, einzige Ausnahme – das Ringland, welches durch den Golfstrom eisfrei blieb. Die Asern konnten also weiterhin in diesem Gebiet leben, waren aber von den Vanern getrennt. Die Epoche wird abgeleitet von „All the Land is ice“ auch „Alt-land-is“ genannt und die Asern entwickelt eine arktische Kultur. Die Vanern hingegen unterteilen sich in 10 Volkerstämme mit unterschiedlichen Mythologien und Herrschern.
Beim zweiten Ragnarök wurde dann auch Altlandis zerstört und die Asern retteten sich und ihre Kultur nach Gotland. Die Bock Familie siedelte später wieder nach Finnland um Hel wieder aufzubauen. Später ereignete sich ein Bruch der Familie und die „Wahrheit„ wurde immer mehr verschleiert. Wer sich genauer einlesen will, findet verschiedene Möglichkeiten im Internet. Aber lest diese bitte mit dem nötigen kritischen Auge, denn auch hier finden sich Rassentheorien, inklusive „Herrschaftsrasse“ und ähnliches Gedankengut. Trotzdem fanden wir die Sage ziemlich spannend und sehr detailliert durchdacht.
Wer hat es erraten – „Hel“ liegt im heutigen Helsinki und daher liegt dieser) Lemminkäinens-Tempel auf unserem Weg entlang der Küste. Man findet dort aktuell nur eine Ausgrabungsstätte, welche privat finanziert ist, und ein spannendes Felskonstrukt, bei dem man nachvollziehen kann warum manche glauben das dies der Eingang zum Tempel darstellen kann.
Nach diesem Exkurs zum Ursprung Bock-Saga ging es für uns aber wieder zurück in die „normale“ Welt und ein ganzes Stück in den Westen. Wir machen eine kleine Pause an einem Fluss und finden bei unserem Spaziergang dort auch Johannisbeere, ein guter Mittagssnack. Danach suchen wir uns wieder einen Stellplatz am Meer, mit Sandstrand, und drehen noch eine kleine Runde durch den nahegelegenen Wald.
Am nächsten Morgen starten wir mit einem kleinen Bad im Meer und einem Frühstück am Strand. So kann ein Tag beginnen… danach fahren wir nach Rauma. Das ist eine kleines Küstenstädtchen, welches UNESCO Weltkulturerbe ist. Das liegt an der Altstadt und ihren bunten Holzhäusern. Wir finden es sehr schön dort, aber Porvoo hat uns noch besser gefallen. Auf unserer Weiterfahrt zum nächsten Schlafplatz am Meer, machen wir noch einen kurzen Eisstopp. Hier probieren wir auch das beliebte Lakritzeis, auf das die Finnen so abfahren. Die Meinungen gehen auseinander, zwischen ungenießbar und weniger schlimm als erwartet, findet das Eis aber definitiv keinen Platz in unserer Favoritenliste.
Der Schlafplatz am Meer ist diesmal wieder sehr abseits, mitten im Wald und wir stehen dort mit ein paar Mainzer die ihr Zelt aufgestellt haben. Schnell entschließen wir dort zwei Tage zu verbringen und bauen uns über die Tage ein richtiges Lager mit Hängematten und Tisch und Stühlen und genießen das tolle Wetter. Das Wasser ist angenehm warm und wir stellen fest, dass es nicht salzig ist – dabei ist es doch Meer? Die Antwort dazu liefern zwei Finninnen die mit ihrem Kajak zu Besuch kommen. Das ganze Scheerenmeer ist wie ein großer See durch verschiedene Schleußen abgetrennt und daher hat das Wasser inzwischen seinen Salzgehalt verloren. Warum man das macht, konnten sie uns aber nicht beantworten.
Unseren letzten Morgen an diesem wunderschönen Platz feiern wir mit frischen Blaubeerpfannkuchen, die wir direkt neben dem Stellplatz sammeln konnten. Danach fahren wir nach Naantali und gucken uns das nächste alte Hafenstädtchen an. Der Tag ist aber noch jung und wir steuern den Tejo Nationalpark an um eine größere Runde um den See und durch das Dörfchen Matilda zu drehen. Anschließend geht es wieder ans Meer (dort sind weniger Mücken!).
Nach einem kurzen Frühstück geht es für uns zum letzten kleinen Städtchen vor Helsinki. Wir besuchen Hanko, eine kleine Stadt die direkt an der Ecke Finnlands liegt und alte Stadtvillen aus Holz hat, welche uns, durch ihren verwinkelten Baustil, immer wieder an Pippi Langstrumpf erinnerten.
Anschließend fahren wir zum Porkkalanniemen Naturreservat, welches ein beliebtes Ausflugsziel zu sein scheint. Und das nicht umsonst. Direkt am Meer wandert man durch Wälder und über Felsen und begegnet hin und wieder wilden, aber nicht scheuen, Hirschen. Auch die vielen Lavus laden die Bevölkerung zu einer Auszeit in der Natur geradezu ein. Wir bleiben aber auf dem großen Parkplatz und verbringen trotzdem eine ruhige Nacht.
Der letzte Tag vor unserem Besuch in Helsinki bricht an und wir wollen noch ein bisschen Natur. Daher fahren wir erst zum Liesjärven Nationalpark und wandern dort eine kleine Runde (mit leckeren Blaubeeren am Wegesrand), anschließend geht es in den Nuuksio Nationalpark, welcher direkt vor Helsinki liegt. Hier entscheiden wir uns für einen weiteren Spaziergang und sammeln auf den Rückweg fleißig Blaubeeren und Walderdbeeren, damit wir diese, ein letztes Mal, zum Frühstück genießen können.
Morgens früh aufgestanden und nach dem leckeren Frühstück geht es dann zum Campingplatz, welchen wir in Helsinki gebucht haben. Hier dürfen wir auch früher einchecken und starten somit unsere Erkundung von Helsinki voller Elan. Wir haben uns ein 2-Tagesticket geholt (12 Euro pro Person) und fahren mit der Bahn in die Innenstadt. Dort setzten wir als erstes mit der Fähre (übrigens im Bahnticket inkludiert) über zur alten Festungsinsel Suomenlinna. Hier erkunden wir die verschiedenen Gebäude und Geschosse und werden immer wieder vom Regen abgekühlt (natürlich haben wir die Regenjacken im Auto gelassen 😉).
Anschließend fahren wir zurück zur Innenstadt und gucken uns dort den Hafen und die Innenstadt, mit Kathedrale, Orthodoxer Kirche und Parks etwas genauer an. Auch einige Einkaufszentren werden gestürmt – das Wetter lädt dazu ein und überall ist Summersale. Am Ende wird dann aber doch nicht soviel eingekauft… abends geht es für uns nach Kallio. Dies ist das „Hipster-Viertel“ von Helsinki und wir haben viel im Vorfeld davon gehört. Wir finden es aber eher abgerockt und weniger schön, aber richtig viel gutes Essen gibt es dort. Daher gehen wir auch das erste Mal auf unserer Reise essen und es gibt Jackfruitburger mit Süßkartoffelpommes – ganz klassisch finnisch😉.
Zurück auf dem Campingplatz genießen wir die warme Dusche und fallen in einen tiefen Schlaf – hätten gedacht es wäre lauter, bei den vielen Parzellen.
Ausgeschlafen und gesättigt wollen wir noch ein bisschen mehr von Helsinki erkunden. Heute haben wir die Regenjacken dabei und oh Wunder, werden sie natürlich nicht brauchen. Wir starten unsere Erkundung heute mit dem Stadtteil Töölö und den dortigen Parlament, Nationalmuseum und der Felsenkirche. Danach spazieren wir durch den Park bis zum Rosengarten und Wintergarten von Helsinki. Dieser hat uns besonders gut gefallen. Ein altes Glasgewächshaus welches liebevoll gepflegt nicht nur viele Pflanzen, sondern auch ganz viele gemütliche Sitznischen bietet. Da das Olympiastadion direkt daneben liegt statten wir diesem auch noch einen kurzen Besuch ab, bevor es für uns auf die Museumsinsel Seurasaari geht. Hier wurden viele alte nordische Gebäude wieder aufgebaut und man kann sich kostenlos auf dem Außengelände bewegen und die Bauten und Boote bewundern und die Informationstafeln studieren. Wer mehr möchte, kann sich auch noch ein Ticket besorgen und die Gebäude von Innen betrachten.
Nachdem wir unsere Füße schon ziemlich platt gelaufen haben, wollen wir nun aber noch die Innenstadt noch weiter erkunden. Wir laufen diesmal durch den Stadtteil Viikulma, welcher uns mit seinen kleinen Boutiquen und schönen Gebäuden sehr gut gefällt. Anschließend geht es, mit einer kleinen Pause am Wasser, zurück den Hafen entlang. Wir entschließen uns heute zu kochen und fahren daher schon gegen 6 Uhr zurück zum Campingplatz. Hier lassen wir den Abend mit leckerem Essen ausklingen und stellen fest – Helsinki hat uns richtig gut gefallen. Viel Grün, angenehme Atmosphäre und irgendwie lebendig aber nicht zu überfüllt. Wir würden jedem empfehlen der finnischen Hauptstadt einen Besuch abzustatten.
Heute geht es für uns weiter nach Estland. Morgens noch entspannt gefrühstückt fahren wir zum Check-In, welcher in der Nähe des Campingplatz liegt und freuen uns das wir diese Strecke gewählt haben und nicht durch die Innenstadt zur Fähre müssen. Der Check-In verläuft reibungslos und wir sitzen in gemütlichen Sesseln auf dem Boot und sind schon gespannt, was das Baltikum zu bieten hat. Gleich geht es in die Unterkunft in Tallinn und dann schauen wir uns die nächste Hauptstadt genauer an.
Die Zeit in Finnland ist verflogen und wir blicken zurück auf tolle Stellplätze in der Natur, weite Seen und tiefe Wälder, kleinen Städtchen und einer tollen Hauptstadt.
Finnland, du bist einfach wunderschön!
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