In Lettland angekommen setzen wir unseren Plan um und genießen das warme Wetter, bis zum späten Nachmittag, am Badesee in Alūksne.
Dann wollen wir uns das Örtchen aber auch etwas genauer anschauen. Wir finden auf unserem Weg eine alte Ruine und ein riesigen Badestrand. Deswegen war es bei uns wohl so ruhig. In der Stadt selbst gibt es nichts besonderes zu entdecken, ein paar ganz schöne Häuser aber alles etwas in die Jahre gekommen. Also machen wir uns über den „Tempel Hill“ zurück zum Auto. Der Tempel selbst ist nur ein kleiner Pavillon, aber man läuft schön durch das Wäldchen, immer wieder mit Blick auf den See.
Nach dieser kleinen Nachmittagsrunde kaufen wir nur noch schnell ein und machen uns auf den Weg zu unserem nächsten Stellplatz.
Es geht an einen kleinen See, welcher mit vielen kleinen Stegen und Picknickplätzen ausgestattet ist. Der See ist auch zur späten Stunde noch gut besucht und viele scheinen auf dem Heimweg noch kurz einmal in den See zu hüpfen, nach Sonnenuntergang kehrt dann aber langsam Ruhe ein und wir machen es uns in unserem Auto gemütlich.
Am nächsten Morgen entscheiden wir uns kurzerhand einen Steg weiter zu fahren – dort ist schon die Sonne. Wir packen unser Frühstück aus und starten den Tag ganz entspannt mit frischen Blaubeeren und dem Blick aufs Wasser. Nachdem sich der Morgen recht in die Länge gezogen hat und es, trotz bestem Wetter und Wochenende, noch ruhig am See ist, entscheiden wir uns einen kompletten Tag am See einzulegen und machen es uns in der Sonne gemütlich.
Immer mal wieder kommen Familien zum Schwimmen vorbei, keiner bleibt länger als ein gutes Stündchen und somit haben wir immer wieder den Badeplatz für uns. Im See selbst schwimmen unzählige kleine Fische, welches sich auch prima vom Steg aus beobachten lassen, somit ist auch für Unterhaltung gesorgt. 😉
Gegenüber am Steg scheint die Dorfjugend ihr Lager aufzubauen, nach und nach trudeln immer mehr Leute ein, die Zelte werden aufgebaut und die Musik fängt an zu spielen – trotzdem immer noch in einer „angemessenen“ Lautstärke und ohne irgendwie groß belästigend zu sein.
Gegen Abend kochen wir unser Abendessen und beobachten wieder die vielen Kurzbesucher, die bis zur Dunkelheit vorbeikommen und kurz baden gehen. Irgendwann kehrt auf unserer Seite dann aber Ruhe ein, während auf der anderen Seeseite die Party inzwischen mit großem Feuer weitergeht.
Kurz bevor wir einschlafen, geht dann aber auch die Party bei uns los ein Jungstrupp setzt sich ans Feuer und feiert bis halb Zwei in der Nacht, bei den klirrenden Flaschen sind wir nur froh, dass bei Abfahrt das Auto nicht umgefahren wurde. Wir können nun aber endlich schlafen!
Am nächsten Morgen ziemlich müde durch die kurze Nacht, starten wir wieder entspannt am Steg – baden gehen, frühstücken und noch schnell waschen. Danach ging es für uns nach Cēsis. Neben einer Burg, fanden wir ganz schöne kleine Gassen mit hübschen, wenn auch etwas heruntergekommenen Häusern und eine alte, blaue Kirche. Eine Ausstellung im Dorf sowie Schuhskulpturen erinnern immer wieder an die Geschichte Lettlands und die vielen Opfer die sie beklagen. Besonders hervorgehoben wurde dabei die Geschichte der Besatzung und des lettischen Widerstandes unter anderem durch die lettischen Partisanen.
Wieder knapp dem Regen entkommen nutzen wir das WLAN der Touristeninformation, welches bis in unser Auto reicht, und planen den weiteren Tag. Wir entschließen uns den geheimen sowjetischen Bunker bei Līgatne zu überspringen und direkt Richtung Sigulda zu fahren. Hier schauen wir uns das, weniger schöne, Örtchen und das Schloss, ganz hübsch, an. Später lernen wir noch das Sigulda irgendetwas mit Bob fahren zu tun hat – immerhin hat mit unserem Vater, wohl einer in der Familie Allgemeinbildung im Sportbereich . 😉
Wir fahren nach dieser kleinen Runde weiter zu unserem Stellplatz an der Gauja. Da dies ein offizieller, wenn auch kostenloser, Campingspot ist, sind wir nicht alleine. Unser Eindruck der Letten, denen wir bisher begegnet sind: Eher kühle Zeitgenossen, von denen man nicht so schnell ein Lächeln geschenkt bekommt.
Auch bei unserer Wanderung am nächsten Tag grüßen nur die anderen Touristen zurück. Wir entschieden uns entlang der Gauja bis zu einer Höhle zu wandern, bei der alte Siegel und ähnliches in den Sandstein geritzt wurde. Die Höhle „Petera ala“ selbst war eher unspektakulär aber der Weg dorthin ganz schön, erst entlang der Gauja über die Wiesen und später durch den Wald. Die schöne Tour brachte jedoch auf Mitte des Weges das Adrenalin zu kochen, denn gemütlich vor uns hin marschierend blickten wir auch nicht immer auf den Boden und so trat Maike einer Schlange auf den Schwanz. Ich hab sie nur durch Zufall entdeckt, da sie sich Richtung meines Beines aufmachte und bin so hoch gesprungen wie wahrscheinlich noch nie in meinem Leben. Puhh, was ein Schreck! Mit einer Schlange haben wir wirklich nicht gerechnet und die war auch nicht besonders klein – so rund 40cm hatte sie mindestens. Leider konnten wir auch später nicht herausfinden um welche Art es sich handelte.
Wir fuhren also zu unserem nächsten Stellplatz, diesmal wieder an einem kleinen See. Hier waren abends zwar noch ein paar Badegäste und Angler, aber später wurde es ruhig und wir haben unser Abendessen alleine über dem Feuer zubereiten können.
Am nächsten Morgen nutzen wir nochmal den See und machen uns frisch. Die Hauptstadt Lettlands erwartet uns. Noch kurz Wasser aufgefüllt, suchen wir uns dann einen Parkplatz unweit des Marktes von Riga entfernt. Wir machen uns auf den Weg die Stadt zu erkunden und beginnen mit einer Runde durch die Altstadt und später zum Zentralbezirk.
Und was sollen wir sagen – Riga ist ganz nett. Es hat einige schöne Häuser und kleine Gassen mit Cafés. Aber irgendwie ist der Funke nicht so richtig übergesprungen und wir konnten der Stadt nicht mehr als ein „ganz nett“ abgewinnen. Kommt auch vor, stärkt aber unseren Eindruck von Lettland als ein Land mit dem wir irgendwie nicht so richtig warm werden.
Eigentlich hatten wir überlegt die Nacht in Riga zu verbringen, wir entscheiden uns aber lieber rauszufahren. Man muss ja auch nichts erzwingen.
Bei unserer Stellplatzsuche finden wir dann einen Parkplatz mitten in der Natur, mit dem Sound von Auerochsen und Wildpferden, welche in der Nähe grasen.
Wir befinden uns an der Grenze zum Nationalpark Ķemeri, den wir am nächsten Tag etwas erwandern möchten. Wir suchen uns also ein Tour raus und entschließen uns durch die „Green Dune“ und entlang des Hexenmoores zu gehen. Das Hexenmoor ist so besonders, da es dort einige Schwefelfelder gibt, welche nicht nur entsprechend riechen sondern auch das Moor und seine Seen mystisch verfärbt.
Der Ķemeri Nationalpark ist der Wendepunkt unserer Sicht auf Lettland. Das Land schon fast für uns abgeschrieben stellt dieser Nationalpark den ersten Punkt unserer Lettland Tour da, welcher uns wirklich gut gefällt. Und der Nationalpark hat mehr zu bieten als nur Wald und Moor, da er bis zur Küste reicht.
Diese Küste fahren wir dann auch weiter zu unserem nächsten Stellplatz am Leuchtturm Mērsraga bāka über die P131. Diese komplette Straße liegt wunderschön an der Küste gelegen mit traumhafter Natur, alleine hier kann man einen Tag beim entlang fahren und verschiedenen Abstechern verbringen.
Wir fahren aber erstmal nur zum Schlafplatz. Direkt am Meer mit Picknickbänken, Toilette und WiFi – was will man mehr! Die Nacht wird spät, da das Internet ausgiebig genutzt wird, aber erholsam. Unser Frühstück gibt es dann wieder in der Sonne mit zwei Äpfeln aus dem Garten unserer litauischen Nachbarn. Danach machen wir uns auf den Weg den zweiten Teil der P131 und das südwestlichen Lettland zu erkunden.
Als erstes führt unser Weg uns zum Kap Kolka oder auch Kolkasrags. Dieser Ort ist nicht nur wunderschön mit seinem Sandstrand und Pinienwald, sondern hat auch historische Bedeutung, da es ein strategischer Punkt der militärischen Operation der Sowjetunion war und die Anwohner dementsprechend enteignet wurden.
Anschließend fahren wir zum kleinen Städtchen Kuldīga. Hier wurden wir nochmal mehr von Lettland begeistert. Süße kleine Kopfsteinpflastergassen mit alten Holzhäusern und liebevoll gepflegten Gärten, kleine Cafés und Boutiquen und ein „Wasserfall“ in dem die Anwohner fröhlich planschen machen die gemütliche Atmosphäre perfekt.
Liepāja liegt auf dem Weg zu unserem nächsten Stellplatz, daher schauen wir uns die drittgrößte Stadt Lettlands auch noch kurz an. Auch hier findet man einige alte Bauten, eher aber im Stile größerer Stadtvillen. Auch dies ist eine ganz schöne Stadt, aber nichts besonderes. Also bleiben wir auch nicht lange – der Abend ist angebrochen und die nächsten Pferdchen warten auf uns.
Am „Papes dabas parks“ gibt es ein Naturschutzgebiet, welches unteranderem bekannt durch seine Wildpferde ist. Direkt am Park befindet sich ein kleines Häuschen des WWFs bei dem man den Ranger antreffen kann. Zudem gibt es hier auch einen kleinen kostenlosen Zeltplatz mit allem was man benötigt, inklusive WiFi – wir können mit soviel Internet gar nicht mehr umgehen 😂.
Wir bereiten also unser Abendessen in der Sonne zu, genießen den Blick auf den Park und seine Bewohner. Diese kommen im Laufe des Abends immer näher und so schlafen wir wieder mit den Geräuschen der Wildpferde und Auerochsen ein.
Am nächsten Morgen fragen wir beim Ranger nach einer Tour. Diese kostet pro Erwachsenen 4 Euro und soll eigentlich 3 Tage im Voraus angemeldet werden. (Bei Google findet ihr die Website mit Telefonnummer zum anmelden!)
Die Rezessionen waren aber so gut, dass wir unser Glück trotzdem versuchen wollten und siehe da, nach unserem Frühstück ging es los. Der Ranger sprach gutes Englisch. Er erklärte mit unglaublicher Leidenschaft und viel Wissen und konnte jede Frage beantworten.
Der Ursprungsgedanke der Wiederansiedlung der Wildpferde und Auerochsen war die Vermeidung der Verwaldung des Geländes. Der See stand kurz vorm umkippen und die Bäume wuchsen immer dichter.
Das Konzept des Parkes beruht darauf, der Natur ihren freien Lauf zu lassen. Die Population der Tiere hat sich inzwischen auf eine feste Zahl eingependelt und es befinden sich inzwischen 3 Wildpferdherden auf dem ganzen Gelände. Diese und die Auerochsen sorgen dafür, dass die Gräser nicht zu hoch wachsen, sich wilde Obstbäume ansiedeln und der See weniger Biomasse von Außen verarbeiten muss. Dadurch hat sich beispielsweise inzwischen der Trend zu Verlandung des Sees angewandt. Die Pferde und Auerochsen, welche verenden, bieten wiederum Nahrung für weitere Tierarten. Im Park findet sich unteranderem ein Wolfsrudel, Schakale, Füchse, Dachse, Otter und, und, und. Im letzten Jahr kam sogar ein Bär vorbei, sie wissen aber nicht ob dieser sich immer noch in der Gegend aufhält.
Wir könnten noch unglaublich viel mehr erzählen, was wir alles in den knapp zwei Stunden gelernt haben. Beispielsweise das die Auerochsen ihre Kälber in Kindergärten betreuen oder das die Wildpferde in der großen Herde noch kleine Familiengruppen haben - aber dies würde den Rahmen sprengen.
Wir sind auf jeden Fall unglaublich dankbar diese Tour gemacht haben zu können und verlassen Lettland mit einem deutlich besseren Eindruck, als wir in Riga gedacht hätten. Manchmal braucht es vielleicht auch einfach nur Zeit und die richtigen Orte.
Nach der spannenden Tour machen wir uns nun auf nach Litauen, wieder einmal über die „größte“ Grenze die wir so finden konnten. Heute steht noch ganz viel Kultur auf dem Programm. Dazu aber mehr im nächsten Beitrag. 😊
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